Pokalfinale in Berlin - unvergessliches Erlebnis
Samstag, 11. Mai, 2 Uhr. Jawohl, wir unterhalten uns tatsächlich über 2 Uhr, nicht über 14 Uhr. Warum in alles in der Welt bitte treffen sich 22 Schalke-Fans zu dieser doch eher unchristlichen Zeit im Vereinslokal Alt-Aue? Ganz klar, das DFB-Pokalfinale steht auf dem Programm und wir als Schalke-Fan-Club Müsse haben im Rahmen einer Busfahrt des Schalke-Fan-Clubs Wennemen (Sauerland) 22 Tickets für das Finale bekommen und natürlich die Möglichkeit, mit dem Bus in die Bundeshauptstadt zu reisen. Als Gäste sozusagen, ohne selbst etwas zu organisieren. Einfach in den Bus einsteigen, eben nur mitfahren, auch für uns eine ganz neue Erfahrung. Eine sehr interessante Erfahrung, wie sich später herausstellen sollte. Denn während wir die Kollegen in Schmallenberg und Bad Fredeburg vom befreundeten Fan-Club noch zügig einladen konnten, wurde nahezu jeder Mitfahrer des Fan-Clubs Wennemen zu Hause abgeholt. Nein, ganz so war es natürlich nicht, doch - so viel sei verraten - wir haben das Sauerland von seinen schönsten Seiten kennengelernt.
Doch bei genügend Bier im Bus und immer wieder gern gehörter Schalke-Musik gestaltete sich das alles recht angenehm. So rund eine Stunde Schlaf musste dennoch ausreichen, um den Samstag möglichst unfallfrei zu überstehen. Es muss so gegen 10.30 Uhr gewesen sein, als wir in Berlin eintrafen. Und die Voraussetzungen hätten besser nicht sein können: Der Himmel lachte uns in königsblau entgegen, tausende Schalker Fans waren bereits in der Stadt und hielten die Biergärten fest in ihrer Hand. Eine Stimmung, wie sie besser nicht sein konnte, es kribbelte. Es war noch Zeit für einen Stadtrundgang, die Partie sollte ja erst um 19.45 Uhr angepfiffen werden. Pech für unseren „Präsi“ Thomas Fischer: Einmal wollte er gern das Brandenburger Tor sehen, das allerdings aufgrund von Bauarbeiten nicht zu sehen war. Nach einigen U-Bahn-Fahrten landeten wir schließlich in der Nähe des Bahnhofes Zoo, um in einem Biergarten einzukehren. Das 0,4-Liter-Glas Pils für 3,50 Euro - nicht wirklich günstig. Doch an einem Pokalfinale-Wochenende spielt das liebe Geld eher die zweite Geige.
Am späten Nachmittag ging es für uns mit der U-Bahn Richtung Stadion, optimistisch und guten Mutes. Großes Sicherheitsaufgebot rund um das Stadion, doch zwischen uns und den Leverkusen-Fans, die offenar vom Bayer-Werk zu einem großen Familienausflug eingeladen worden waren, gab es null Stress. Wir kamen genau passend im Olympiastadion an, um noch die letzten 15 Minuten des Frauen-Finales zwischen Frankfurt und Duisburg mitzuverfolgen. Mit den Schwarzenauer Schwestern Pia und Tina Wunderlich gewannen die Frankfurter deutlich mit 5:0. Danach begann der Schlagabtausch zwischen Leverkusen und Schalke - zumindest schon einmal auf den Rängen. Wobei wir den Leverkusenern mehrfach lautstark mitteilten, dass sie nie Deutscher Meister werden. So viel zu diesem Thema. Das Endspiel verlief zunächst alles andere als wunschgemäß. Leverkusen, der ewige Zweite, ließ Ball und vor allem unsere Jungs laufen. Bayer war klar das bessere Team und ging - man muss das ehrlich zugeben - in der 27. Minute durch den Sportkameraden Berbatow verdient mit 1:0 in Führung. Bei Schalke lief recht wenig zusammen, zumindest bis zur 45. Minute. Freistoß für S 04, 25 Meter vor dem Tor. Jörg Böhme haut das Ding in den Giebel und bringt unsere Mannschaft zurück ins Spiel.
Der Ausgleich kurz vor dem Seitenwechsel muss unserem Team einen Riesen-Schub und Bayer Leverkusen den entscheidenden Knacks gegeben haben. Schalke jetzt das klar bessere Team. In der 68. Minute erzielte der bis dahin eher unglückliche Victor Agali - wie vom Kollegen Frisch auf der Tribüne übrigens drei Minuten vorher angekündigt - das 2:1. Danach brachen alle Dämme: Andy Möller und Ebbe Sand erhöhen für unsere Farben auf 4:1, das 2:4 durch Ulf Kirsten bekommt im Stadion so richtig keiner mehr mit. Bitter für Herrn Mayer-Vorfelder, dass er schon wieder dem FC Schalke 04 zu einem Titel gratulieren muss. Doch bekanntlich sieht man sich im Leben immer zweimal. Der Rest war Jubel. Eine Stunde lang feierten wir mit der Mannschaft den Titelgewinn im Olympiastadion, unvergessliche Momente. Und dem einen oder anderen ist sicherlich auch eine Freudenträne die Wange herunter gekullert. Danach ging es zurück in Richtung Bus, für 1 Uhr war die Abfahrt gen Heimat angesetzt. Zuvor gab Delloris Guido im immer noch voll besetzten Biergarten seine Geburtstagsrunde. Auf der Heimfahrt wurde zunächst noch viel diskutiert und gesprochen, doch anschließend behielt bei den meisten die Müdigkeit etwas die Oberhand. Verständlich nach diesem Tag! Gegen 9 Uhr trafen wir am Sonntag in Aue ein, die Daheimgebliebenen hatten das Vereinslokal blau und weiß geschmückt - ein idealer Platz zum Weiterfeiern. Für die einen ging die Party in Aue weiter, andere sollen sich ins Auto gesetzt haben und nach Gelsenkirchen gefahren sein, um die Mannschaft zu empfangen. Eine reife Leistung.
Bei allen Reisestrapazen und dem nicht gerade geräumigen Bus, ein Pokalfinale live mitzuerleben, darf rückblickend als ein besonderes Erlebnis gesehen werden. Und wenn der FC Schalke im Jahr 2003 hoffentlich wieder das Endspiel erreicht, dann ist der Fan-Club Müsse mit Sicherheit mit von der Partie!
Martin Völkel