Weit gefehlt, es lief genauso chaotisch ab, wenn nicht sogar noch schlimmer, wie beim Spiel in Kerkrade. Das Wetter schlug an diesem Tag Kapriolen. In Wittgenstein war über Nacht der Winter eingebrochen, in Gelsenkirchen schien die Sonne und kurz vor Brügge begann es zu schneien. Einige befürchteten schon, das Spiel fiele aus.
Nach einem Stadtbummel, der aufgrund des starken Schneefalls sehr kurz ausfiel, schlängelte sich die Buskarawane durch Brügge in Richtung Stadion. Dort sahen sich die Pessimisten in ihren Ängsten bestätigt. Der gesamte Platz war von einer Schneedecke überzogen. Der Schiedsrichter und die Vereine beschlossen dennoch, das Spiel stattfinden zulassen.
Wir Fan-Ordner wurden zuerst in den Tribünenbereich bei die Schalker Fans gewiesen. Dort beschmissen uns die belgischen Anhänger von der angrenzenden Gegentribüne mit Schneebällen. Was besonders schlimm war, da für uns keine Möglichkeit bestand mit Bällen zurückzuwerfen, da unser Bereich schneefrei war. Nachdem ein paar Schalker-Rowdies den Rasen gestürmt hatten, teilte man uns einen neuen Einsatzbereich zu. Diesmal durften wir uns zwischen den Schalker und Brügger Hooligans auffalten. Wir hatten Glück, im Laufe des Spiels kam es zu keinen großen Zwischenfällen mehr.
Auf dem schwer zu bespielenden Rasen entwickelte sich ein den Umständen entsprechendes gutes Spiel. Nach einem unglücklichen Querschläger der Schalker wurde der Ball in den Sechzehnmeterraum geflankt, wo dann ein Belgier den glücklichen Führungstreffer gelang. Zuvor hatte Schalke die größten Chancen. Einmal stand der Torschrei schon auf den Lippen, doch der Ball blieb, durch den Schnee gestoppt, vor der Torlinie liegen.
In der zweiten Halbzeit konnten wir das schönste Tor der Schalker im diesjährigen Europacup sehen. Olaf Thon verschoss einen berechtigten Foulelfmeter, der anschließende Eckball wurde abgewehrt und gelangte genau vor die Füße von Mike Büskens. Der fackelte nicht lange, zog ab und der Ball landete genau im Winkel des Brügger Gehäuses. Die Belgier erzielten zwar noch den Siegestreffer, aber durch das Auswärtstor hielt sich Schalke noch alle Optionen auf das Viertelfinale.
Während der vierstündigen Rückfahrt von Brügge nach Schalke floss das Bier in Strömen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Schalke fuhren wir zurück ins Wittgensteiner Land, welches wir ca. drei Uhr morgens, am 20.11.1996 erreichten. 23 aufregende Europacupstunden lagen hinter uns, und wir fielen alle todmüde ins Bett.