FC Schalke 04 – Inter Mailand 1:0

FC Schalke 04 – Inter Mailand 1:0

08.05.1997

Hier ist der letzte und schönste Teil unserer Eindrücke zur UEFA-Cup Saison des FC Schalke 04: Das UEFA - Cup Finale am 8. Mai 1997 FC Schalke 04 - Inter Mailand.

Man traf sich vor der EDEKA in Aue, um zusammen zum ersten Mal den FC Schalke 04 in einem UEFA - Cup Finale spielen zu sehen. Die Abfahrt des Busses war auf 15.30 Uhr festgelegt.

Dieser späte Termin wurde gewählt, da man im Viertelfinale und Halbfinale, trotz ausverkauftem Stadion, keine zeitlichen Probleme hatte und sehr früh da war. An diesem Tag hätte es aber fast fatale Folgen gehabt.

Vor der Abfahrt stellte sich dann noch heraus, dass eine Karte noch im Besitz der Familie Seidel war, aber eigentlich schon im Bus hätte sein müssen. Verschiedene Telefonate brachten keine Erfolge. Da der Abfahrtstermin schon sehr spät gewählt war, mussten wir pünktlich um 15.30 Uhr abfahren.

Wir kamen nicht besonders gut voran. Zum einen, da der Bus wieder einmal keine Toilette hatte, zum anderen kamen wir durch den Abfahrtstermin in den Feierabendverkehr in Kreuztal und Umgebung, sowie in zahlreiche Staus auf der Autobahn.

Durch den Zeitdruck entschieden wir uns an der Raststätte Sauerland nicht zu halten. Wenn wir das gemacht hätten, wäre ein Problem weniger gewesen. Denn dort wartete Patrick Seidel mit der ersehnten Eintrittskarte.

Langsam kam es zu einem Anflug von leichter Panik. Es wäre nicht vorzustellen, nicht alles von einem der wichtigsten Spiele der Schalker Jungs zu sehen. Selbst wenn wir noch gerade pünktlich ankommen würden, müsste man sich mit dem kartenlosen Fan darum kümmern, dass die Karte noch auftaucht. Also wurde trotz knapper Zeit die Raststätte Hohenhorst angesteuert, um ein Telefonat zu führen. Doch Erhard Seidel wollte diesen wichtigen Tag wohl ohne Störungen erleben und hatte sein Handy ausgeschaltet. Also weiterfahren und hoffen, dass man rechtzeitig ankommt und die Karte auftaucht.

Ihr könnt euch sicher die Freude vorstellen, als man rechtzeitig auf dem Parkplatz ankam und Gudrun Seidel mit der ersehnten Karte in den Bus einstieg. Auf dem völlig überfüllten Parkplatz musste der Bus noch um geparkt werden.

Danach ging es im Eiltempo zum Stadion. Gerade noch rechtzeitig kamen wir dort an. Ich hatte ja schon viel erwartet, aber die Atmosphäre die im prall gefüllten Kessel herrschte, sorgte für eine Gänsehaut. Über 50.000 Stimmen schrien die Mannschaftsaufstellung mit. Die chaotische Anfahrt war vergessen, und nur einen Wunsch gab es noch:

“Hauptsache zu Null!”

Das Spiel begann, und die atemberaubende Stimmung stieg ins Unermessliche. Der Schlachtruf, der in dem zweiten Halbfinale gegen Teneriffa erfunden wurde, („Steht auf wenn Ihr Schalker seid!“), hallte durch das Stadion. Und jeder beteiligte sich daran. Die Stimmung war kurz vor dem Überkochen. Das Spiel war nicht schlecht, plätscherte aber irgendwie vor sich hin. Ohne hundertprozentige Torchance für eine der beiden Mannschaften endete die erste Halbzeit.

“Hauptsache zu Null!”

Die zweite Halbzeit begann wie die erste aufgehört hatte. Stimmung super, Spiel naja. Inter Mailand einfallslos, Schalke kämpferisch sehr gut, aber hauptsächlich auf Defensive bedacht.

“Hauptsache zu Null!”

Und dann passierte das Unfassbare. Ein Jubelschrei, den man sicherlich weit hören konnte, ließ in der 70. Spielminute das Stadion erbeben.

Was war passiert?

Die Schalker erkämpften sich den Ball an der Mittellinie, und Marc Wilmots ging in Richtung Tor und zog ab. Wie in Zeitlupe segelte der Ball auf das Tor zu. “Der kann doch einfach nur ‘reingehen!”. Und richtig! Der Ball schlug unhaltbar ins linke untere Eck.

Nach dem Riesenjubel verging die restliche Spielzeit sehr langsam.

“Hauptsache zu Null!”

Die Schalker kämpften und brachten den so wichtigen Spielstand über die Zeit. Lange nach dem Spiel wurde noch im Stadion gesungen.

Wie in Trance machte man sich auf den Weg zum Bus. Den starken Regen, der in der Zwischenzeit eingesetzt hatte bemerkte man gar nicht. Erst im Bus begriff man ein bisschen, was da geschehen war. 1:0 eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel, Mailand im Endspiel geschlagen, 6 Spiele zu Hause zu Null und gewonnen (Rekord), in 6 Heimspielen über 310.000 Zuschauer (Rekord). Die Stimmung im Bus war glücklich aber ruhig. Man hatte sich während des Spiels zu sehr verausgabt.

In Aue angekommen, gingen viele noch in die Bürgerhalle, wo zwei Mitglieder des Fan Clubs Geburtstag feierten. Dort feierte man bis in den frühen Morgen und sogar am nächsten Tag noch beim Aufräumen.

Der erste Teil eines blauweißen Traums hatte sich erfüllt.

Thomas Spies